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Hilfsprojekt für Shkodra: Tübinger Feuerwehrkameraden unterstützen Albanische Feuerwehr

Vom 19. bis 23. Juni 2019 machten sich unsere Kameraden Mischa Fritz und Florian Matoschowitz auf den Weg in die nordalbanische Stadt Shkodra, um dort Materialspenden – bestehend aus verschiedenen Teilen persönlicher Schutzausrüstung – zu übergeben.

Das Projekt basiert auf den Erfahrungen, die Florian im November 2018 in Albanien, einem der ärmsten Länder Europas, machen konnte.
Er war letztes Jahr über den Malteser Hilfsdienst während eines Auslandseinsatzes, dem Skilled-Volunteers-Projekt, drei Wochen in Shkodra und gab dort Erste-Hilfe-Kurse bei verschiedenen Institutionen und Gruppen.

Über die Erste-Hilfe-Kurse bei der örtlichen Feuerwehr in Shkdora entstand der Kontakt zum stellvertretenden Feuerwehrkommandanten, Edison Suma. Dieser schilderte den Zustand und zeigte Florian den Bedarf seiner Feuerwehr auf. Diesen erkennt man deutlich an der Ausstattung der Feuerwehr. Diese ist mit vier Feuerwehrfahrzeugen und insgesamt 30 Berufsfeuerwehrleuten für über 200.000 Einwohner auf einer Fläche von 900 Quadratkilometern zuständig. Sämtliche Fahrzeuge sind Spenden aus Österreich, Norwegen und Schottland. „Feuerwehr Bregenz“ steht noch auf der betagten Drehleiter. Durch den Umstand, dass es sich bei den Fahrzeugen um Spenden handelt, konnten die Fahrzeuge natürlich nicht sinnvoll aufeinander abgestimmt werden. So sind die Fahrzeuge z. B. aufgrund verschiedener Kupplungsanschlüsse nicht kompatibel zueinander, was das Einspeisen der Drehleiter mit dem Löschfahrzeug aus Schottland unmöglich macht. Des Weiteren existiert kein Hydrantennetz zur Sicherstellung der Wasserversorgung, weder in Shkodra selbst, noch in der Umgebung, weshalb die Feuerwehr auf das von ihr mitgeführte Löschwasser angewiesen ist. Dafür stehen den zehn albanischen Kameraden pro Schicht zwei selbst umgebaute Tanklaster auf Iveco-Fahrgestellen zur Verfügung. Jeder Laster fasst circa 8000 Liter Wasser.

Bei der Feuerwehr Shkodra fehlt es an allem, wie unser Kamerad erfahren musste.

Der Zeitpunkt um Hilfe anzubieten war perfekt, da die Heimatwehr von Florian, die Feuerwehr Bempflingen (Landkreis Esslingen), im Jahr 2019 ein neues Feuerwehrhelm-Modell einführen wollte bzw. mittlerweile eingeführt hat. Er schlug dem Bempflinger Feuerwehrkommandanten Martin Neumann vor, dass man die ausgemusterten, aber selbstverständlich noch einsatztauglichen Helme, den albanischen Kameraden spenden könnte. Neumann sagte sofort seine Unterstützung für das Vorhaben zu. Daraufhin starteten unsere Feuerwehrkameraden Florian und Mischa kurzerhand selbst einen Spendenaufruf auf Facebook. Dieser Aufruf brachte weitere Materialspenden hervor. Daniel Keifenheim von der Organisation SAFERS e. V. und Kristian Kowalik von der Feuerwehr Donnersdorf (Landkreis Schweinfurth) spendeten weitere Teile persönlicher Schutzausrüstung und diverse Feuerwehrgegenstände wie Handlampen.
Die Frage, die sich nun stellte war, wie das gesammelte Spendenmaterial nach Albanien kommen soll. Daraufhin stellte Mischa sein Auto zur Verfügung, mit dem die beiden nun nach Albanien fahren konnten. So bewältigten die beiden Kameraden mit einem bis zum Rand beladenen Fahrzeug die rund 1500 Kilometer nach Shkodra innerhalb von einem Tag.
In Shkodra war die Freude und das Interesse über die Ankunft der beiden deutschen Kameraden riesig. Die Übergabe der Materialspenden fand während einer 24h-Schicht statt, an welcher Mischa und Florian teilnahmen durften. Sogar der albanische Fernsehsender Star-TV besuchte die Feuerwache, um in einem Interview über die Spende zu berichten. Bis zur Ankunft der Spendenmaterialen war es in Shkodra nicht selbstverständlich, dass jeder Feuerwehrmann auf der jeweiligen Schicht seine eigene persönliche Schutzausrüstung hatte. Das konnte durch die überbrachte Sachspende geändert werden. Nun hat jeder Feuerwehrangehörige in Shkodra seine eigene, vollständige, persönliche Schutzausrüstung. Das ist die Grundvoraussetzung für sicheres und professionelles Handeln.

Nach der erfolgreichen Spendenübergabe verabschiedeten sich die beiden Tübinger von den albanischen Kameraden und verbrachten noch zwei Tage im kleinen albanischen Bergdorf Theth ehe sie zurück in die Heimat aufbrachen.

Der enge Kontakt zur Feuerwehr Shkodra besteht fort. Momentan hat die Feuerwehr Großbettlingen (Landkreis Esslingen) einen Stromerzeuger und einen hydraulischen Rettungssatz ausgemustert und würde diesen gerne der Feuerwehr in Albanien spenden. Deshalb versucht Edison Suma momentan in Zusammenarbeit mit unseren Tübinger Kameraden den Transport der Materialien zu organisieren. Denn einen komplett selbst organisierten und finanzierten Transport können unsere ehrenamtlichen Kameraden nicht jedes Mal leisten.
Das Hilfsprojekt hat die beiden geprägt und ihnen einen Blick über den Tellerrand ermöglicht. In Deutschland werden oft Probleme einer Wohlstandsgesellschaft diskutiert. In Albanien gibt es aber existenzielleren Bedarf, der hoffentlich zumindest teilweise durch unsere Tübinger Kameraden abgemildert werden konnte.
Über so manche ‚Diskussion‘ vor und während des Einsatzes können sie nur den Kopf schütteln.

Die Einsatzabteilung Stadtmitte spricht beiden Kameraden Anerkennung für ihr selbstorganisiertes Hilfsprojekt aus und dankt den Feuerwehren Bempflingen und Donnersdorf, sowie der Organisation SAFERS e. V. für die Unterstützung des Engagements unserer Kameraden durch Sachspenden.

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